don’t speak about sex

Den Mund halten

Ich finde es schwer erträglich, dass sich die Kirche immer weiter zur Sexualität äußert.
Die anglikanische jüngst, die katholische auch immer wieder. Die evangelische schwadroniert in ihren Handreichungen (schon dieses Wort) langatmig über ‚die gute Gabe Gottes‘. Die Freikirchen riechen hauptberuflich sowieso überall nur Sünde.

All das zeugt von Haltungen der Angst. Es geht um etwas, das man im Zweifelsfall nicht ‚beherrschen‘ kann. Darüber spricht man nicht. Stinkender Käse.
Natürlich gibt es im Bereich der Sexualität enorme Schäden. Darauf muss man zeigen. Aber die gibt es auch beim Geld, beim Besitz, im Verkehr überhaupt.

Kirchliche Rede hat einfach nicht verstanden, wie man Freude am Spiel, am Rausch und Liebe miteinander denken kann. Wann immer eine kleine Freiheit entstand, war sie die erste, die mit Dutt, Mitra und Zeigefinger am Bett stand. Was alles ist verkorkst worden durch genau diese Haltung (s. Das weiße Band)?

Und wie unbeholfen, ja geradezu dämlich ist es, sich ausgerechnet jetzt restriktiv über die Sexual-Vorlieben der Menschheit zu äußern? Wo es doch an so vielen verkehrten Stellen der Kirche nach Sperma riecht.

Klar kann und muss der weltweite sexuelle Mißbrauch von Kindern und Frauen (auch von Männern) benannt werden, auch von sozialen Trägern wie der Kirche. Aber dann müssen kirchliche Leute dazu sagen, wie sie das im eigenen Tempel entdeckt und behoben haben. Dann kann man das evtl. irgendwann auch wieder hören.

So bleibt es die ewig pubertär-verklemmte Geste von Spaßverderbern – jetzt noch unterlegt vom Gestöhn pastoraler oder anderer Aufsichts-Personen.

Das alles ist peinlichst zum Schämen und ins Schnupftuch-Heulen.

Dazu kommt, dass kaum jemand Ahnung hat von dem, was er da geistlich über Sex absondert.
Die Greise eh nicht, die kennen nur Abwege. Und die Kirchlichen, die irgendwas dürfen, vielleicht sogar was merken, reden darüber wie eine Packungsbeilage.

Deshalb empfehle ich churchy Leuten dringend, zwei bis zwei Generationen lang die Klappe zu diesem Thema zu halten – jedenfalls keine Empfehlungen oder gar Verbote mehr auszustoßen.

Lieber üben, spielen, ausprobieren. Selber erleben, was geht und was nicht.
Und erst das Wort zu ergreifen, wenn die eigene Bude einigermaßen nachhaltig aufgeräumt ist und man wirklich was Neues zu dem Thema beizutragen hat.

Das dann nicht wieder im Stil von näselnden Nagetieren, sondern wie aufsteigende Flamingos.

Und endlich etwas freilegen, vor dem sich die kirchliche Rede schon immer gefürchtet hat: Die Freude.
Dazu hätte der liebe Gott nämlich ungeahnte Sachen zu sagen.

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